Gute Integration ist wie die Vervollständigung eines unvollständigen Puzzles

Begrüssungsrede an der Sozialpreisverleihung des Kanton Solothurn vom 27. September 2018

Der Sozialpreis wird dieses Jahr bereits zum zwölften Mal verliehen. Und dieses Jahr scheint er unter dem Motto «Integration» zu stehen. Oder so könnte man meinen, denn: Die nominierten Preisträgerinnen und Preisträger setzen sich mit grossem Einsatz auf ihre eigene Art und auf ihrem bestimmten Feld für die Eingliederung von Menschen in unsere Gesellschaft ein.

Wobei: Eingliederung - oder auch Integration – die Arbeit, welche die nominierten Preisträgerinnen und Preisträger tagtäglich leisten, nicht ganz treffend beschreibt. Eingliederung suggeriert ja, dass es eine Gesellschaft in einem festen IST-Zustand gibt, in welche Menschen, die noch nicht zu dieser Gesellschaft gehören, aufgenommen werden sollen. Dabei ist das nicht einfach eine begriffliche Unschärfe, sondern ein gesellschaftliches Denkmuster. Man spricht von Behinderungen, ohne die Frage zu stellen, wer dann genau diese Menschen behindert. Fehlende Integrationsfähigkeit ist ein geläufiger Vorwurf an Migrantinnen und Migranten. Doch wie fähig jemand ist, hängt doch auch immer davon ab, welche Möglichkeit ihm oder ihr gegeben sind. Menschen, die an die gesellschaftlichen Ränder gedrängt werden, sind keine Randerscheinung, sondern ebenso Teil dieser Gesellschaft wie wir alle.

Doch Ihnen, liebe nominierte Preisträgerinnen und Preisträger, muss ich das alles nicht erklären. Sie setzten sich tagtäglich dafür ein, dass sich die Grenzen unserer Gesellschaft weiter ausweiten, bis sie schliesslich ganz obsolet werden. Kognitive Beeinträchtigungen, körperliche Behinderungen, Kultur- und Sprachbarrieren sind nicht naturgegebene Zustände, sondern künstliche Fallstricke, die trennen, was eigentlich zusammengehört. Wenn also von Eingliederung oder Integration gesprochen wird, dann soll eben nicht eine Gesellschaft im IST-Zustand gemeint sein, der etwas Fremdes zugeführt wird. Die nominierten Preisträgerinnen und Preisträger zeigen mit ihrem grossen Engagement, dass gute Integration wie die Vervollständigung eines unvollständigen Puzzles ist. In diesem Zusammenhang wird auch oft der Begriff Inklusion bevorzugt, ein Begriff, der zumindest in der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen der zutreffendste Begriff ist.

Sie alle nehmen ihre soziale Verantwortung mit Herzblut wahr und sind nicht zu Letzt ein Vorbild für eine solidarischere und gerechtere Gesellschaft.
Den Sozialpreis haben alle gleichermassen verdient. Die Jury wurde dieses Jahr durch die ausgezeichnete Auswahl der Nominierten sehr gefordert. Ich bin – genau wie sie alle – sehr gespannt, wer im Endeffekt diese Auszeichnung bekommen wird.

Ich wünsche Ihnen allen einen tollen Abend und danke den Ausgezeichneten im Namen der Regierung für ihr grosses Engagement.

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