Trauer und Solidarität

Rede an der Gedenkfeier vom 8. Dezember 2018 in der St. Ursen-Kathedrale in Solothurn für die Opfer des Brandes vom 26. November 2018

Die Politik muss im Bereich des Flüchtlingswesens manchmal schwierige Ent-scheide treffen und die Bevölkerung ist nicht immer einverstanden. Wenn aber das Schicksal Menschen trifft und Schreckliches passiert, wie bei diesem Bran-dunglück, spielt das alles keine Rolle. In solch schwierigen Momenten, in denen wir an die Verstorbenen, an die beiden überlebenden Waisenkinder und an die Geretteten denken, haben wir Menschen vor uns, denen unsere vorbehaltlose Unterstützung, unsere ganze Solidarität zukommt. Es berührt mich, zu sehen, wie in dieser Stadt, in unserem Kanton Mitgefühl und Solidarität jenseits von politischen Einstellungen oder persönlichen Befindlichkeiten an erster Stelle stehen. Das schreckliche Unglück, das Mitmenschen im Schlaf überrascht und hilflos in den Tod gerissen hat, macht uns alle betroffen.  

Wir sind traurig, traurig über den Tod von Merhawi und Fkadu und ihren Töch-tern Furtuna und Lydia Nobela; wir sind traurig über den Tod von Awal und Kadija und ihrer Tochter Maruwan, traurig über das Schicksal von zwei Fami-lien, Eltern und Kinder, die in ihrem Leben bereits viel Schweres erlebt haben, die aus ihrer Heimat geflüchtet sind, auf der Flucht Entbehrung und Risiken überstanden haben und hier in der Schweiz Zuflucht und Sicherheit gesucht haben.

Wir sind traurig, weil Familien für uns Leben, Hoffnung und Gemeinschaft be-deuten und das Verschwinden einer ganzen Familie all das in Frage stellt.  Wir sind tief betroffen, weil Kinder Opfer des Geschehenen sind und wir uns ganz besonders verbunden fühlen mit dem Schicksal von Kindern, weil sie für das Leben, für die Zukunft stehen.  Es ist schrecklich, wenn wir daran denken, wie unerwartet, unverschuldet und völlig ungerecht es ist, wenn ein solches Un-glück Menschen für immer aus unserer Mitte reisst. Unsere Gedanken sind bei den Verstorbenen und ihren Angehörigen, Freunden, Bekannten, Nachbarn und Schulkameraden. Ihr wart Teil unserer Gesellschaft und es fällt uns allen schwer zu verstehen, warum das Schicksal euch getroffen hat.  So hilflos dem Tod zu begegnen, scheint für uns alle hier unvorstellbar ungerecht.

Die Betroffenheit und der Verlust sind gross.  Im Namen der Regierung des Kan-tons Solothurn, der Behörden und den Betreuenden entbiete ich allen, die sich mit den Verstorbenen verbunden fühlen, unser aufrichtiges Beileid.

Wir trauern und sind gleichzeitig unglaublich dankbar und hoffnungsvoll für alle, die dieses Unglück überlebt haben und wünschen ihnen viel Kraft für die Zukunft.  Die Unterstützung von Kanton und Gemeinde und die Solidarität der Zivilgesellschaft ist wichtig und selbstverständlich.
Kanton und Gemeinden nehmen die Verantwortung für die Menschen, die be-reits viel Schreckliches in ihrer Heimat und auf dem Weg in die Schweiz erlebt haben, wahr. Die beiden überlebenden Kinder, die nun Vollwaisen sind, wer-den mit Umsicht betreut. Es wird für sie gesorgt sein, auf unbürokratische Art und Weise.

Dass so viele Menschen gerettet werden konnten, ist nicht zuletzt dem raschen Reagieren der Betroffenen zu verdanken und dem beispiellosen und selbstlosen Einsatz der Rettungskräfte, der viel Schlimmes verhindert hat. Das Unglück hat alle an die Grenzen gebracht und jeder und jede hat einen grossartigen Einsatz gleistet. Die Zusammenarbeit und der Einsatz der Rettungskräfte war eindrück-lich und vorbildlich. Die Bergung der Überlebenden und der Toten ist eine Auf-gabe, die professionell angegangen und innert Stunden abgeschlossen werden konnte. Die Verarbeitung des Erlebten hingegen dauert Monate, ja Jahre. Um-so wichtiger ist die sofort eingesetzte Unterstützung durch die Care-Teams und die Bevölkerung, das Verständnis der Angehörigen. Für die Verarbeitung ist So-lidarität, Freundschaft und vor allem das Zuhören können, gefragt. Namens des Regierungsrats möchte ich meinen grossen Dank aussprechen, für alle Ret-tungskräfte, ganz besonders für die Feuerwehrleute, die Polizistinnen und Poli-zisten und die Rettungssanitäter sowie für die Care-Teams und alle, die wäh-rend und nach dem Unglück unterstützt haben und immer noch unterstützen.

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